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Was ist digitales MRV?

Digital MRV steht für Digital Measurement, Reporting and Verification (digitale Messung, Berichterstattung und Verifizierung). Dabei geht es typischerweise darum, CO2-Emissionen oder -Senken anhand von Messungen zu verifizieren. „Messung“ war in der Vergangenheit etwas irreführend, da viele Ansätze auf Schätzungen und Inventarisierungsverfahren basieren. Diese bestehen oft aus dem Ausfüllen von Tabellen oder Online-Tools, die einen formelhaften Ansatz zur CO2-Bilanzierung bieten. Moderne Ansätze umfassen die direkte Messung von Emissionen, die weder eine detaillierte Bestandsaufnahme noch den Zeitaufwand für deren Erfassung und Eingabe in eine Buchhaltungssoftware erfordert. Die Berichterstattung beinhaltet die Offenlegung der Daten, Methoden und Details der Analyse. Einige Unternehmen und neue Technologien nutzen Blockchain, um im Rahmen der Berichterstattung ein öffentliches Verzeichnis der CO2-Daten und -Bestände bereitzustellen, sodass diese öffentlich einsehbar und validiert werden können.

Inventarisierungsmethoden

Persefoni, IBMs Environmental Intelligence Suite und Sphera bieten online Frage-und-Antwort-basierte Ansätze zum Aufbau eines Kohlenstoffinventars. Diese Methoden eignen sich gut für Manager, die über ein umfassendes und detailliertes Inventar aller Betriebsabläufe, Maschinen und Energieeinkäufe verfügen. Dies setzt voraus, dass jedes einzelne Anlagegut, jeder Typ und jedes Emissionsprofil bekannt ist. Beispielsweise Typ, Marke, Alter und Wartungshistorie einer Kühleinheit. Dies erstreckt sich auf sämtliche Betriebsanlagen wie Klimaanlagen, Gabelstapler, Fahrzeuge, Generatoren und mehr. Dies erfordert auch ein vollständiges Verbrauchsprotokoll aller gekauften Energie, wie z. B. gekaufter Strom, Erdgas und Benzin, bis auf die Anzahl der Gallonen oder Kilowatt im Fall von Strom. Die Kenntnis der Stromquelle ist ebenfalls wichtig, da der aus dem Netz gekaufte Strom je nach Standort des gekauften Stroms aus erneuerbaren oder fossilen Brennstoffen stammen kann.

Die typische Projektdauer für eine Bestandsaufnahme variiert je nach Standort und Anlagenart. Als Faustregel gilt jedoch, dass dieser Prozess pro Anlage 3–6 Monate dauert. Eine auf diesen Prozess spezialisierte Beratungsagentur berechnet typischerweise zwischen $20K und 30K pro untersuchter Anlage. Eine Bestandsaufnahme ohne Vor-Ort-Besuche kann diese Kosten deutlich senken, ist jedoch ungenau und neigt zu Überschätzungen. Überschätzungen entstehen typischerweise, wenn grobe Annahmen über die Anlagen vor Ort getroffen werden oder die gekauften Brennstoffe einfach ohne Berücksichtigung des Brennstoffverbrauchs (Effizienz) verwendet werden.

Direkte Messmethoden

Direkte Messung umfasst den Einsatz von Sensoren zur Messung der tatsächlichen Emissionen einer Anlage. Zu den Sensoren gehören CEMS (Continuous Emissions Monitoring Systems), die häufig in Generatoren und anderen Anlagen eingebaut sind, vor Ort installierte IoT-Sensoren, Bodensensoren in der Nähe sowie Luft- und Satellitensensoren. Diese Sensoren nutzen verschiedene Technologien, die eine detaillierte Messung verschiedener emittierter Gasarten wie CO2, CH4 (Methan) und N2O (Lachgas) ermöglichen. Je nach eingesetzten Sensoren können diese auch Emissionsquellen und Leckagen lokalisieren, die in inventarbasierten Ansätzen möglicherweise nicht berücksichtigt werden. Sensoren liefern zudem Echtzeit- oder Semi-Echtzeit-Daten (täglich, wöchentlich, monatlich), sodass keine methodischen Anpassungen erforderlich sind.

Direkte Messmethoden liefern schnellere und kostengünstigere Daten und ermöglichen oft die Erstellung monatlicher Berichte zu weniger als 10% der Kosten von Inventarmethoden. Messmethoden sind jedoch möglicherweise nicht für alle Branchen geeignet. Im Transportwesen beispielsweise bestehen Unsicherheiten darüber, wer für die CO2-Emissionen verantwortlich ist: das Transportunternehmen oder der Eigentümer der transportierten Waren. Auch Betriebe ohne festen Standort können schwer zu identifizieren und zu messen sein. Ein Beispiel sind Unternehmen, deren Mitarbeiter teilweise von zu Hause aus arbeiten. Die CO2-Messung von Mitarbeitern im Homeoffice erfordert möglicherweise einen hybriden Ansatz, der direkte Messungen mit Inventarmethoden kombiniert.

EPA-Emissionsfaktoren und andere Fallstricke bei der Berichterstattung und Bilanzierung von CO2-Emissionen

Bemerkenswerterweise verwenden viele Unternehmen vereinfachte und veraltete Berichtsmethoden. Wir haben in unserer Geschäftstätigkeit bereits einige Unternehmen dazu ermutigt, ihre CO2-Emissionen mithilfe einer vereinfachten Berechnungsmethode zu ermitteln. Diese Methode funktioniert typischerweise folgendermaßen: Zunächst wird eine interne Bestandsaufnahme der Brennstoffkäufe durchgeführt. Das bedeutet, dass beispielsweise die Gesamtmengen an Erdgas und Benzin erfasst werden. Anschließend werden die Emissionsfaktoren der EPA angewendet. Dabei handelt es sich um vereinfachte Gleichungen und Konstanten, die mit der insgesamt gekauften Brennstoffart multipliziert werden. Dieser Ansatz macht den MRV-Prozess sehr einfach und leicht zu berechnen, übertrifft aber die Emissionsberichte deutlich. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass die gleichen Emissionen berechnet werden, unabhängig davon, ob Sie Erdgas im Freien verbrennen oder einen Hochleistungsofen verwenden.

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